Die Autorin Gabi Neumayer hat mir ein paar Fragen zum „Tempest“ beantwortet, dem Newsletter rund ums professionelle Schreiben für Autorinnen und Autoren. Ich freue mich sehr!
Seit wann gibt es den Tempest?
Der Tempest wurde 1996 gegründet, von Ramona und Thomas Roth-Berghofer und Stefanie Pappon. In Dortmund auf einer Science-Fiction-Convention im selben Jahr habe ich Ramona und Thomas und den Tempest – damals noch als Print-Zeitschrift – kennengelernt, war begeistert und von da an dabei. Da Thomas schon damals sehr Internet-affin war, wurde der Tempest kurz vor der Jahrtausendwende zum Online-Newsletter. Ich hatte damals ja so meine Zweifel, ob das funktionieren könnte, in diesem neuartigen Medium 😉
Was ist euer Anliegen heute mit einem monatlichen Schreibnewsletter?
Unser Anliegen ist nach wie vor, all denen praktische Hilfen, Schreibkurse und Profitipps zum Schreiben, zum Veröffentlichen und zu anderen Themen des AutorInnenlebens zu vermitteln, die professionell schreiben möchten.
Welche Rubriken haben sich im Laufe der Jahre etabliert, welche sind beendet, welche aktuell dazugekommen?
- Der Echo-Service, mit dem sich Schreibgruppen und Kritikgruppen finden können, hatte in den ersten Jahren des Tempest einen viel größeren Stellenwert als heute. Es gibt ihn immer noch, aber er wird jetzt eher von Verlagen genutzt, die AutorInnen für bestimmte Projekte suchen.
- „Schreibkurs“ und „Autorenwissen“ sind Kernrubriken geblieben, ebenso wie unsere Expertenantworten — auch wenn die Fragen mit den Jahren weniger geworden sind. Das liegt einerseits sicher an der riesigen Datenbank mit früheren Antworten, die auf unserer Website autorenforum.de frei zugänglich sind. Andererseits auch an den zahlreichen Autorengruppen, die es inzwischen überall in den Sozialen Medien gibt. Autorinnen und Autoren sind heute viel besser miteinander vernetzt und tauschen sich häufig direkt aus.
- Unser Expertenpool ist für mich einer der größten Schätze des Tempest. Da kann man gestandene Profis direkt befragen, und zwar zu fast jedem Thema, das AutorInnen bewegt – von bestimmten Genres (SF, historischer Roman, Fantasy) oder Textsorten (Lyrik, Heftroman, Sachbuch, Kinderbuch) über Plotten und Marketing bis zu Recherche und Schreibhandwerk.
- Ein weiterer Kernbereich sind Hans Peter Roentgens Lektorate. Im Laufe der Jahre muss er Hunderte von Lesertexten lektoriert haben: von Exposés über Romananfänge bis zu Klappentexten.
- Von Anfang an gab es auch Interviews mit Profis aus der Buchszene, und vor einiger Zeit ist Ramonas monatlicher Überblick über autorenrelevante Artikel und Infos im Internet hinzugekommen.
- Besonders gemocht habe ich immer unsere satirischen Beiträge – früher von Stephan Waldscheidt, dann in der Rubrik „Küss mich, ich bin ein Autor!“. Aber dafür sind wir auf die Beiträge unserer LeserInnen angewiesen, und da kommt zurzeit leider nichts.
- Immer wichtiger sind im Laufe der Jahre die Informationen zu aktuellen Veranstaltungen, Seminaren, Workshops, Ausschreibungen und Wettbewerbe geworden. Dafür gibt es seit einigen Jahren einen eigenen Tempest-Newsletter, den man auch unabhängig vom „Kern-Tempest“ abonnieren kann.
Und das alles ehrenamtlich! Funktioniert es mit dem freiwilligen Beitrag? Bekommt ihr überhaupt die Serverkosten für eure Internetseite zusammen?
Für die Serverkosten reicht‘s und für ein Glas Wein hin und wieder auch 🙂 Tatsächlich funktioniert das insgesamt leider nicht gut. Weniger als 3 Prozent der AbonnentInnen unterstützen uns finanziell, und das hat sich über die Jahre auch nicht geändert. Wenn es die nicht gäbe, hätten wir schon längst aufgehört.
Irgendwie fruchten alle Aufrufe nichts, aber das ist wohl nicht nur unsere Erfahrung: Je mehr AbonnentInnen man hat, desto weniger Feedback – inhaltlich und finanziell – bekommt man. Vielleicht wegen des Irrglaubens, dass bei der großen Zahl von LeserInnen es doch auf einen Einzelnen nicht ankommen könne … Tut es aber!
Wie viele Leute arbeiten regelmäßig am Tempest mit?
Das sind vor allem Ramona und Thomas Roth-Berghofer, die übrigens unter dem gemeinsamen Pseudonym „Alex Thomas“ Thriller schreiben; unser Webmaster Stefan Schulz; Hans Peter Roentgen mit seinen Beispiellektoraten; Ursula Schmid-Spreer, die sich um Publikationsmöglichkeiten und Verlagsportraits kümmert; unsere ExpertInnen (s. o.); und einige engagierte Autorinnen wie du, Maike, die uns öfter einmal mit Artikeln und Schreibanregungen versorgen. Ohne euch wäre der Tempest um einiges ärmer. Danke dafür!
Und wenn nun jemand Lust hat, selbst einen Beitrag für den Tempest zu schreiben – einfach bei dir melden?
Jederzeit, ich freue mich! Wichtig ist nur, das Thema vorm Schreiben mit mir abzusprechen.
Noch ein paar Worte zu dir: Ich weiß, dass du Kinder- und Jugendbücher schreibst. Ist das dein Hauptberuf? Sprich, wenn du mal nicht für den Tempest schreibst, recherchierst und Artikel redigierst, was machst du dann? Und kannst du verraten, was dein aktuelles Projekt ist?
Ja, ich bin hauptberuflich Autorin, bislang vor allem von Kinderbüchern. Demnächst steht ein weiteres Kindersachbuch aus der Reihe „Frag doch mal die Maus“ bei Carlsen an. Aber vorher beende ich erst mal meinen ersten Roman für Erwachsene, eine skurrile Krimi-Komödie, die mir wahnsinnig viel Spaß macht. Wohl deshalb, weil ich da genau das tun darf, was mich auch immer schon zu Kinderbüchern und -geschichten hingezogen hat: wild rumspinnen und mir sehr abgedrehte Dinge ausdenken – die aber im Universum der Geschichte natürlich plausibel sein müssen.
Ja, wenn mich jemand fragen würde, was für mich das Autorenparadies ist: verrückte Geschichten ausbrüten, die dann auch noch jemand veröffentlicht!
Liebe Gabi, herzlichen Dank für deine Zeit und deine Antworten!
Schaut euch auf jeden Fall mal auf Gabis Internetseite um. Besonders empfehlen kann ich euch ihr Jugendbuch “Als die Welt zum Stillstand kam” – ein großartiges Gedankenspiel über eine Welt, in der Teleportation Alltag ist, und darüber, was passiert, wenn die Tore dann plötzlich nicht mehr funktionieren … Meine Tochter hat durch das Buch sogar ihr Thema für eine Schul-Forschungsarbeit gefunden – lasst ihr euch also auch inspirieren.
Wie Gabi sagte, habe ich auch schon ein paar Beiträge zum Tempest leisten dürfen. Im Blog findet ihr einige Hinweise auf Artikel:
- Blackout Poetry
- Auszüge aus meiner Artikelreihe mit Tipps zum Selbstlektorat
- Artikelreihe zu kreativen Schreibspielen – hier der Abschluss mit einem Schlangen-Leiter-Spiel
- Artikelreihe zu kreativen Schreibspielen – hier zu Bildern schreiben
- Artikelreihe zu kreativen Schreibspielen – hier Erzähl- und Spielkarten
- Und hier noch ein früherer Aufruf, den Tempest zu unterstützen!
Fotos: Gabi Neumayer
Vielen Dank für das schöne Interview. Ich hatte “The Tempest” doch glatt in meiner Übersicht zu Informationen für Autoren und Autorinnen vergessen. Dank deines Texts habe ich den sehr lesenswerten Newsletter gleich mal nachgetragen.
Beste Grüße
Cordula
Liebe Cordula,
danke – ist doch schön, wenn man sich immer mal wieder gegenseitig Tipps geben (bzw. in diesem Fall in Erinnerung rufen) kann.
Viele Grüße
Maike