Lauter Fragen – und auch ein paar Antworten

Von Schleusenwärtern und verhassten Blumenvasen

In den letzten Monaten habe ich im Autorennewsletter Tempest eine Reihe von Anregungen für Kreative Schreibspiele vorgestellt. Im März endete die Serie mit einer Variante eines klassischen Gesellschaftspiels, bei dem man sich ein Geschichtengrundgerüst erwürfeln kann – nun ja, ein bisschen kreativer Schweiß gehört auch noch dazu. Mehr zum Aufbau dieses Leiter-Schlangen-Gänsespiels kann man hier im Blogbeitrag vom 20. März lesen.

Wer den Tempest nicht abonniert hat (Warum eigentlich nicht?), aber dennoch neugierig auf meine 15 Fragen zum Spiel und mögliche Antworten ist, kann sie jetzt hier entdecken:

 

 1. Zieh einen Anfangssatz vom Stapel und notiere ihn.

Es gibt vorbereitete Karten mit Anfangssätzen aus Romanen und Erzählungen. Als Variante kann man auch direkt einen Folgesatz aufschreiben – mit oder ohne Vorschläge(n) aus der Gruppe.
Beispiel: „Ich hab sie immer verpfuscht, meine Selbstmorde.“ (Eric-Emmanuel Schmitt: Als ich ein Kunstwerk war)

 

2. Zieh eine Karte vom „Protagonisten“-Stapel. Dies ist deine Hauptfigur.

Meine Protagonisten-Karten stammen aus dem Spiel „Geschichten-Erzähler“, das ich im Oktober-Tempest vorgestellt habe. Man kann natürlich auch selbst Karten erstellen.
Beispiel: einarmiger Schleusenwärter

 

3. Welche typische Sprechweise/welcher Lieblings-Ausdruck zeichnet deinen Helden aus?

Hier muss der Spieler selbst aktiv werden: Gibt es einen Dialekt, Akzent oder einen speziellen Begriff, den die Hauptfigur verwendet?
Beispiel: „Wenn ich das mal so sagen darf.“

 

4. Zieh eine Karte vom „Plot“-Stapel: Dies ist der Ausgangspunkt deiner Geschichte.

Die Plot-Karten stammen aus dem Spiel „Geschichten-Erfinder“ werden gebastelt.
Beispiel: eine Verwechslung findet statt

 

5. Zieh einen Ort vom Kartenstapel. Hier spielt deine Geschichte.

Hierfür nutze ich selbstvorbereitete Orte-Karten. Wer das „Geschichten-Erfinder“-Spiel hat, kann auch dies nutzen.
Beispiel: Keller

 

6. Zieh ein Fische-Gefühle-Bild: In dieser Stimmung ist deine Hauptfigur gerade. Mach dir ein paar Notizen zu ihrem Gesichtsausdruck und ihren Gesten.

Hier kommen Mies van Houts „Heute bin ich“-Bilder zum Einsatz, die ich im Januar-Tempest beschrieben habe.
Beispiel: gelangweilt

 

7. Schau dich im Raum um: Welches Accessoire kommt auf jeden Fall in deinem Text vor?

Beispiel: Blumenvase

Bodo Mrozek: Vom Aussterben bedrohte Wörter

8. Nimm ein bedrohtes Wort. In welcher Situation könnte dein Held/deine Heldin diesem Wort begegnen?

Von Bodo Mrozek gibt es das „Lexikon der bedrohten Wörter“ (I & II von rororo). Daraus habe ich Begriffe-Karten erstellt, man kann aber auch das Buch direkt nutzen und auf ein Wort darin tippen. „Bedrohte Wörter“ sind Ausdrücke, die allmählich aus dem Deutschen verschwinden, wie „Telefonzelle“ oder „Kreiswehrersatzamt“, aber auch „Fräulein“ oder „Pfennigfuchser“.

 

9. Schau dir eine der bunten „Ecco“-Karten an. Welche Farbe springt dir sofort ins Auge? Diese Farbe spielt eine Rolle in deinem Text!

Hierfür nutze ich Bild-Karten aus dem OH-Verlag, die ich im Januar-Tempest vorgestellt habe; allerdings lassen sich auch irgendwelche Postkarten oder andere Bild-Karten gebrauchen.
Beispiel: orange – die Hassfarbe des Schleusenwärters, der er in Form der Blumenvase aber täglich begegnen muss …

Fantasiewörter

 

10. Zieh eine Karte vom Stapel mit den verrückten Wörter: Dies kommt in deinem Text vor! Wie?

Hierfür habe ich Karten selbst vorbereitet: Verrückte Wörter sind Druckfehler wie „Rollkrakenpullover“ und Quatschwörter zum Beispiel aus dem Jabberwocky-Gedicht von Lewis Carroll wie „glaße Wieben“.

 

11. Tippe blind auf einen Namen im Namenbuch. Dies ist dein Antagonist/Gegenspieler.

Ich nutze hierfür den Duden-Namen-Band, aber jedes andere Namen-Buch tut es auch. Mögliche Ergänzung: Welche Eigenschaft muss jemand mit diesem Namen zwingend haben? So sind die beiden Gegenspieler deutlicher charakterisiert und die Punkte, an denen sie aufeinanderprallen, erscheinen klarer.
Beispiel: Tjark (stark, mutig, unerschrocken, von sich eingenommen)

 

12. Nimm einen Geschichtenwürfel und würfele damit: Dieses Element taucht in deinem Text auf.

Bei mir kommen hier Rory’s story cubes, die ich zum Auftakt dieser Artikelreihe im letzten Juli-Tempest vorgestellt habe, zum Einsatz. Man kann aber auch andere Würfel (oder Bildkarten) nehmen.
Beispiel: Schildkröte

 

13. Zieh eine Karte vom „Special“-Stapel: Dieses Element taucht (wie?) in deinem Text auf.

Noch einmal die Geschichten-Erfinder-Karten.
Beispiel: Dinge verschwinden

 

14. Zieh eine Berufe-Karte und notiere diese Tätigkeit. Dies ist der Job einer deiner Figuren.

Hierfür gibt es selbstvorbereitete Karten, auf denen Berufe notiert sind.
Beispiel: Steinmetz

 

15. Zieh einen Schlusssatz vom Stapel und notier ihn.

Es gibt von mir vorbereitete Karten mit letzten Sätzen aus Romanen und Erzählungen. Als Variante kann man auch noch einen Vorgängersatz aufschreiben – mit oder ohne Vorschläge(n) aus der Gruppe.
Beispiel: „Gegen die wütenden Wellen war ich gewappnet, doch das stille Wasser besiegte mich.“ (Rafik Schami: Vorgeschichte zu den Märchen aus Malula)

 

So, nun möchte ich aber auch Geschichten lesen, die daraus entstanden sind – jetzt, da ich schon so viel verrraten habe!

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