Inka Overbeck habe ich bei Schreibkursen im schönen Schreibraum Münster meiner Kollegin Eva-Maria Lerche kennengelernt. Inzwischen ist ihr Kinderkrimi-Debüt (Münster Krimi Kids) beim Coppenrath Verlag erschienen und sie schreibt fleißig an den Folgebänden.
Ich freue mich, dass sie ein paar Fragen zu ihrem Schreiben und zum Veröffentlichen beantwortet hat!
Bei mir hast du eine Schreibwerkstatt zum Thema Selbstlektorat besucht. Du hast auch am Schreibmarathon im Schreibraum teilgenommen. Inwiefern helfen dir solche Kurse beim Schreiben – würdest du das generell auch anderen Schreibenden empfehlen?
Auf jeden Fall! Das Schreiben ist ja oft eine recht „einsame“ Tätigkeit. In den Schreibkursen gibt es wertvolle und praxisnahe Tipps, neue Sichtweisen, interessante Begegnungen mit Menschen, die die eigene Schreibbegeisterung teilen. Es findet ein Austausch statt. Der eigene Text wird vielleicht erstmalig in einer „geschützten“ Öffentlichkeit präsentiert. Das ist unglaublich spannend und eine große Bereicherung.
Zu diesem Zeitpunkt des Überarbeitens warst du ja bereits sehr weit mit deinem Manuskript. Wie bist du bei deinem ersten Roman das Schreiben angegangen? Hast du geplottet, hast du dir intensive Figurenbiografien überlegt, …?
Für mich ist das Schreiben wie eine Art Puzzle. Zuerst waren die Figuren da, die sich im Prozess aber alle auch noch gewandelt haben, vor allem während der intensiveren Auseinandersetzung mit der Figurenentwicklung beim Schreibmarathon. Inspiration haben mir auch die Schauplätze gegeben, an denen die Geschichte spielt.
Geplottet habe ich erst in der Mitte, als es schon eine Reihe an Szenen gab und ich auf einmal den Wunsch nach Struktur und Übersichtlichkeit verspürte. Beim ersten Band habe ich die Szenen nicht der Reihe nach geschrieben, sondern so, wie sie mir gerade in den Sinn kamen. Erst beim Zusammenfügen habe ich gemerkt, wie schwierig es war, vor allem die Übergänge hinzubekommen. Manches hatte ich auch nur im Kopf und habe nachher festgestellt, dass noch einiges im Text fehlte.
Bei Band 2 bin ich dann von Anfang an strukturierter vorgegangen. Das Plotten hat mir geholfen. Auch, wenn ich den Plot bei Band 2 einige Male über den Haufen geworfen und es im Endeffekt doch anders aufgebaut habe.
So oder so, das Schreiben ist ein Prozess. Und ich glaube, jeder findet da irgendwann seinen eigenen Weg. Den einen Königsweg gibt es, glaube ich, nicht.
Du hast auch intensiv mit einer Schreibgruppe zusammengearbeitet. Was fandest du daran besonders hilfreich? Welchen Tipp kannst du anderen Schreibenden geben – worauf sollte man beim Finden und Gründen einer Schreibgruppe achten?
Meine Schreibgruppe ist Gold wert 😊! Bei den regelmäßigen Treffen entstehen bei jeder von uns neue Szenen unserer jeweiligen Projekte. Ich schreibe in dem Moment schon für mein Publikum, denn ich weiß, dass ich meinen Text gleich vortragen werde. Das hilft mir enorm bei der Qualität des Textes, ohne bewusst darüber nachzudenken.
Das Vortragen des eigenen Textes zum Schluss eines jeden Treffens ist für die Zuhörerinnen wie eine weitere Folge eines Hörbuches. Allen ist klar, dass es sich um eine Rohfassung handelt – frisch entstandener Text, ein „Rohdiamant“ 😊. Da gehört schon ein gewisses Maß an Vertrauen dazu. So bekommen wir direkt ein Feedback. Das ist wertschätzend formuliert, deckt aber auch Schwachstellen direkt auf und wir können uns gegenseitig sehr konstruktiv helfen. Es erfolgt also direkt gemeinsam ein erster Überarbeitungsschritt.
Ich glaube, dass es bei der Gründung einer Schreibgruppe wichtig ist, dass alle Beteiligten sich in der Gruppe wohl fühlen. Es ist ein geschützter Raum, und der ist auch notwendig, denn durch das Präsentieren des eigenen Textes öffnen wir uns den Zuhörenden.
Hilfreich ist es, aus meiner Sicht, wenn die Schreibenden ein ähnliches Ziel verfolgen. Für mich stehen die Freude und der Spaß am Schreiben ganz klar im Vordergrund. Für andere Schreibgruppen ist da vielleicht das Streben nach Professionalität oder der Wunsch nach einer Veröffentlichung Prio 1.
Wie hast du deinen Verlag gefunden – ganz klassisch einen passenden gesucht und mit Leseprobe und Exposé dort beworben? Welche Unterlagen hast du eingereicht?
Ich hatte vor Jahren schon einmal eine Bilderbuch-Geschichte im Coppenrath Verlag eingereicht mit Exposé und Anschreiben. Die passte leider nicht ins Verlagsprogramm.
Da meine Geschichte sprachlich jedoch gefiel, hat die Lektorin mich dazu ermutigt, ihr weitere Texte von mir einzureichen.
Das habe ich knapp zwei Jahre später mit meinem Kinderkrimi gemacht. Auch hier wieder mit Exposé und dem gesamten Manuskript und der Aussicht auf eine Reihe. Da es für einen Verlag sehr aufwändig ist, neue Autor*innen aufzubauen, hilft es möglicherweise, eine Reihe anzubieten. So zeigst du, dass du auch nach dem Erscheinen des ersten Buches noch genug Atem für weitere Bücher hast.
Für Kinderbuchschreibende sicherlich interessant: Wie lief die Zusammenarbeit mit der Illustratorin? Hat sie dir Vorschläge zum fertigen Gesamtmanuskript geschickt oder war sie schon in der Entstehungsphase dabei? Kam sie vom Verlag oder hast du sie ausgesucht?
Lucia, die Illustratorin meiner Münster Krimi Kids, habe ich selbst vorgeschlagen. Ich weiß, dass dieses Vorgehen eher unüblich und auch von einigen Verlagen nicht unbedingt erwünscht ist.
Mein Glück war, dass ich Lucia vorher kannte, und sie bereits einen Cover-Entwurf für mich gestaltet hatte. So konnte ich ihren Cover-Entwurf bei der Manuskript-Einreichung direkt mitschicken.
Es hätte natürlich sein können, dass sich der Verlag für einen anderen Illustrator oder eine andere Illustratorin entscheidet.
Ich hatte sozusagen doppelt Glück. Ich kannte Lucia und der Verlag hat uns grünes Licht gegeben. Beim Cover habe ich mit Lucia gemeinsam überlegt, wie es aussehen könnte. Wir waren zusammen vor Ort bei der Tuckesburg und haben Fotos gemacht, die sie nachher beim Illustrieren als Vorlage genommen hat. Bei den Protagonisten, hatte ich schon einige genaue Vorstellungen. Diese habe ich für sie zusammengefasst.
Bei den Innenillustrationen hatte Lucia vom Verlag her viele Freiheiten, sodass sie ohne engere Vorgaben zeichnen konnte.
Im nächsten Schritt – Lucia hatte Skizzen angefertigt – bin ich diese mit der Lektorin durchgegangen, die wiederum im nächsten Schritt alles weitere mit Lucia besprochen hat.
Du hast inzwischen ja auch einige Lesungen hinter dir. Hast du einen Tipp für andere – wie kommt man an solche Veranstaltungen?
Augen offen halten und selbst zu Lesungen gehen. Wenn Ihr Euch vorstellen könnt, dort auch zu lesen, einfach mal die Veranstalter ansprechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele dem erstmal positiv entgegensehen. Wenn Ihr einen Verlag gefunden habt, gibt es vielleicht von dort auch Möglichkeiten, Kontakte herzustellen.
Hilfreich ist es sicherlich, wenn Ihr Euch vorher ein kleines Konzept überlegt.
- Wie könnte meine Lesung aussehen?
- Was gefällt mir an Lesungen, die ich schon besucht habe?
- Was gefällt mir vielleicht nicht so sehr?
- Wie sind die Bedürfnisse meiner Zielgruppe?
- Passt das mit der Örtlichkeit zusammen?
- Passt es zu mir und zu meinem Text/Buch?
- Wie ist der zeitliche Rahmen?
- Welche Textstellen eignen sich?
- Kann ich meine Lesung durch spannendes Hintergrundwissen, Musik, Requisiten, andere Akteure o. ä. noch attraktiver gestalten?
Mir hat es geholfen, dass ich bei meiner Schreibgruppe und während der Seminarbesuche im Schreibraum Münster schon vor einem wohlwollenden Publikum gelesen habe.
In Schreibratgebern bin ich zu diesem Thema wenig fündig geworden. Wertvollen Input und viele praktische Übungen rund ums Thema „Lesungen halten“ habe ich in einem Workshop von Katja Angenent bekommen.
Wenn das Lesungskonzept dann steht und der erste Lesungstermin naht, sucht Euch ein wohlwollendes Publikum (z. B. Family & Friends) und lest … So könnt Ihr noch bevor es richtig ernst wird, am Konzept, an den Textstellen und vor allem am Zeitmanagement feilen.
Vielen Dank für das Interview!
Angaben zum Buch und zur Autorin:
Mehr über Inka Overbeck und ihr Schreiben erfahrt ihr auf der Verlagsseite.
In der WDR Lokalzeit Münsterland gab es im März 2023 einen Beitrag.
Aus der Verlagsvorschau:
Hochspannung am Tatort Münster! Knifflige Fälle gibt es in ihrer Heimatstadt jede Menge zu lösen – das wissen Mo, Johnny und Sam als echte Krimi Fans! Bei einer Aufräum-Aktion im Schrebergarten finden die Münster Krimi Kids einen kunstvoll verzierten Schlüssel. Doch wozu gehört er? Eine erste Spur führt die drei Freunde zum Eulenturm bei der alten Zoowiese. Und schon bald machen sie eine ungeheuerliche Entdeckung. Doch irgendjemand beobachtet die Kinder vom Fenster der nahe gelegenen Tuckesburg aus. Schweben die drei Detektive in ungeahnter Gefahr? An realen Schauplätzen und inspiriert von echten Kriminalfällen macht diese Krimi-Reihe ab 8 Jahren richtig Spaß! Mit einer Stadtkarte auf dem Vor- und Nachsatz, vielen liebevollen Illustrationen und einem Rätselquiz sowie einem leckeren Rezept am Ende des Buches.
Buchangaben:
Münster Krimi Kids (Bd. 1): Das Geheimnis um die Tuckesburg
ISBN: 978-3-649-64344-9
Fotonachweise: Autorinnenbilder S. Pelikan, Cover-Abbildung Coppenrath Verlag
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