J. A. Kunz hat 2023 die Young-Adult-Reihe „Nayo“ veröffentlicht. Ich durfte sie lesen, weil ich Julie sowie ihre Protagonist*innen Sally und Fireball ein Stück des Weges als Lektorin begleiten konnte. Netterweise beantwortet sie ein paar Fragen zu ihrem Schreiben und dem Veröffentlichen als Selfpublisherin.
Für alle, die sich mit Belletristik-Genres nicht so gut auskennen: Wie definiert sich Young Adult?
Im Young Adult Genre sind die Protagonisten etwa 16 Jahre alt und beschäftigen sich mit Fragen wie: Wer will ich sein und wo ist mein Platz in dieser Welt? In der Regel hat der Hauptcharakter der Story keine Eltern beziehungsweise ist auf sich alleingestellt, muss sich also in der Erwachsenenwelt behaupten. Außerdem hat der oder die Protagonistin zum ersten Mal Sex – die Tür wird für die Leser von YA-Geschichten aber zugemacht, Liebesszenen also nur angedeutet.
Erzähl kurz: Was ist der Kern von Nayo? Hast du einen Elevator-Pitch dazu?
Nayo ist eine dystopische Young Adult-Romance. Fireball ist nur einen Mord davon entfernt, Anführer des berüchtigten Rebellen Clans zu werden. Doch dann geht eine Mission furchtbar schief und er muss sich im regimetreuen Internat für Verteidigungswissenschaften verstecken. Dort trifft er Sally – Tochter des Direktors und sehr regimetreu. Über fünf Bände hinweg geht es um Freundschaft, Liebe und die Frage, wer gut und wer böse ist – und ob nicht jeder Mensch beides in sich trägt.
Die klassische Frage: Wie bist du auf die Idee zu deiner Nayo-Serie gekommen?
Die Idee zu Fireball hatte ich sehr früh, schon als Kind. Es gab ursprünglich ihn, seinen besten Freund Jesse und die Rebellen – alles Kinder und Jugendliche, die tough sind, sich verteidigen können und einen richtig lockeren Humor haben. Je älter ich wurde – und sich die Themen in meinem Leben verändert haben – kam Sally und somit die Liebesgeschichte dazu. Als ich schließlich ein Buch aus den Charakteren machen wollte, habe ich mich viel mit Storytelling beschäftigt und einzelne Szenen zu einer Geschichte verknüpft.
Nayo ist dein Debüt. Wie hast du es geschafft, eine Reihe über fünf Bände zu konzipieren und beim Schreiben dranzubleiben?
Das Konzept war das schwierigste. Aber ich wusste von Anfang an, wie es ausgehen sollte. So findet man schon im ersten Kapitel von Band 1 Hinweise auf das Finale in Band 5. Außerdem habe ich Band 1 erst veröffentlicht, als die Bände 2 und 3 geschrieben waren – da konnte ich also noch Hinweise in Band 1 streuen, die mir erst in den Folgebänden in den Sinn gekommen sind. Aber klar, ich hatte immer wieder das Gefühl, mich komplett zu verzetteln, die vielen losen Enden nicht verknüpfen zu können und überhaupt ein zu monströses Projekt auf dem Tisch zu haben. Da hat es mir sehr geholfen, dich als Lektorin an meiner Seite zu haben. Beispielsweise hast du häufig Anmerkungen oder Fragen zu Charakteren gehabt, von denen ich bereits wusste, was ich mit ihnen in den Folgebänden vorhabe – das war dann immer eine Bestätigung oder Inspiration.
Wo hast du dich übers Selfpublishing informiert? Hast du Tipps für Internetseiten, Podcasts o. ä.?
Ich suchte den Podcast Six Figure Authors. Und natürlich gibt es zig YouTube Kanäle, die viel Informationen geben, insbesondere das Thema Marketing als Self-Publisher interessiert mich nach wie vor. Ansonsten bin ich in diversen Facebook-Gruppen. Außerdem habe ich auf einer Messe eine sehr erfolgreiche Selfpublisherin kennengelernt, die mir wie eine Mentorin zur Seite steht, mir Ratschläge gibt und Fragen beantwortet – das ist unendlich viel wert. Sich mit anderen austauschen und deren Erfahrungen hören, ist sowieso das Beste, das man tun kann.
Als Selfpublisherin bist du für alles alleine verantwortlich. Wie hast du diejenigen gefunden, mit denen du zusammenarbeitest? Im Lektorat, fürs Cover, für den Satz, …?
Für das Lektorat wollte ich jemand wirklich Gutes. Ich war noch sehr unsicher, was den Spannungsbogen, die Charaktere und Beschreibungen anging. Überhaupt war mein gesamter Prozess bei Band 1 Kraut und Rüben – ein einziges Durcheinander. Da wollte ich einen Profi an meiner Seite haben, der das Projekt auf eine höhere Ebene hebt. Deshalb habe ich auf der Webseite des Verbands für Freie Lektorinnen und Lektoren eine Anfrage gestellt und war überrascht, wie einfach und schnell das geklappt hat. Binnen kurzer Zeit hatte ich drei oder vier Probelektorate meiner ersten Seiten und habe mich schließlich für dich entschieden. Mich hat damals überzeugt, dass du ein Auge fürs Detail hast – was ich überhaupt nicht habe. Die Korrektorin habe ich auf Empfehlung gefunden, die Cover-Designerin auf Instagram. Für den Buchsatz habe ich mir die Software Vellum angeschafft, die leider nur auf Apple-Geräten läuft, aber unglaublich viel kann. Das Marketing mache ich komplett allein – da helfen mir etliche Apps und Software.
Was hättest du vor dem Selfpublishing gerne gewusst? Also, was möchtest du angehenden Selfpublisher*innen mitgeben?
Puh, da gibt es eine Menge. Ich hätte gerne gewusst, dass man nie genug Zeit hat. Als Selfpublisher machst du alles. Vom Marketing über Dienstleister-Management über Produktentwicklung über Produktion über Kundenmanagement, Vertrieb, Versand … Ich habe die letzten Jahre darauf hingearbeitet, das Selfpublishing eine Zeitlang als Fulltime-Job machen zu können, musste aber feststellen: Je mehr Zeit mir zur Verfügung steht, desto mehr Aufgaben lege ich mir aufs Tablett. Aufgaben priorisieren können ist damit eine der für mich wichtigsten Eigenschaften eines Selfpublishers.
Ansonsten habe ich mein Mindset stark professionalisiert, heißt: Als Selfpublisher biete ich Produkte an und von einem Produkt allein lebt kaum ein Unternehmen – und ja, als solches betrachte ich mich mittlerweile. Deshalb liegt mein Fokus nach Nayo darauf, weitere Produkte zu veröffentlichen und diese für den Markt zu optimieren. Heißt: Nayo war (und bleibt immer) mein Herzensprojekt und ich musste die Geschichte von Fireball und Sally schreiben, beenden und veröffentlichen, ehe ich mich auf etwas anderes einlassen konnte. Jetzt aber bin ich so weit zu sagen: Okay, was will denn der Markt und wo sind da die gemeinsamen Schnittstellen zu meinen Ideen?
Womit geht es bei dir also weiter, wenn Ende 2023 die Nayo-Reihe abgeschlossen ist?
Nayo hat mich unglaublich lange und intensiv beschäftigt. Danach wollte ich unbedingt etwas Leichteres schreiben, dass mir flüssig und schnell von der Hand geht. Deshalb werde ich in den nächsten Monaten eine Liebesroman-Reihe unter Pseudonym veröffentlichen. Dem dystopischen Romantasy-Genre bleibe ich aber treu, wenn ich auch beim nächsten Projekt die Zielgruppe älter wähle und in den New-Adult-Bereich gehe, also 20+ Jahre. Hier sind drei Bände geplant, die 2024 und 2025 erscheinen sollen.
Die Nayo-Reihe:
- 1. The Dark Side of You, eBook: 2,99 Euro (ASIN: B0BVXGYFM8), Taschenbuch: 15,00 Euro (ISBN 978-3982534404), Hardcover: 24,00 Euro (ISBN: 978-3982534411)
- 2. The Dark Side of Me, eBook: 3,99 Euro (ASIN: B0BWGCQG18), Taschenbuch: 15,00 Euro (978-3982534428), Hardcover: 24,00 Euro (978-3982534435)
- 3. The Dark Side of Us, eBook: 3,99 Euro (ASIN: B0C1P8ZW1Z), Taschenbuch: 15,00 Euro (978-3982534442), Hardcover: 24,00 Euro (978-3982534459)
- 4. The Dark Side of Them, eBook: 3,99 Euro (ASIN B0C45M3KH6), Taschenbuch: 15,00 Euro (978-3982534466), Hardcover: 24,00 Euro (978-3982534473)
- 5. The Dark Side of All (erscheint im Herbst 2023), eBook: 3,99 Euro (B0CCBPSJG3), Taschenbuch: 15,00 Euro, Hardcover: 24,00 Euro
Hier findet ihr weitere Informationen über Julie:
Homepage: Julieannk
Instagram: j.a.kunz_autorin
TikTok: j.a.kunz
© Porträtfoto: Ann-Kathrin Schwappach
© weitere Fotos: J.A. Kunz
Ganz herzlichen Dank für deine Zeit! Ich bin gespannt auf deine weiteren Projekte!
Weitere Interviews mit Autor*innen findet ihr hier:
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