Die Karten sind gezinkt.
Falk spielt immer nur mit seinen eigenen Karten. Die anderen kennen das schon, dass er stets sein eigenes Deck aus der Tasche holt, egal, bei wem sie sich treffen. Auch bei ihren Fahrten oder in der Kneipe: Ohne seine eigenen Karten ist Falk nicht mit von der Partie. Seit sieben Jahren geht das so, und es macht auch keinen Unterschied, wenn sie statt Doppelkopf mal Siebzehn und Vier oder Rommé spielen.
Jens ist neu dabei. „Vielleicht solltest du mal das Deck wechseln“, sagt er doch tatsächlich zu Falk, als der seine Karten sorgfältig in der gepolsterten Tasche verstaut. „In den letzten Wochen hast du jedes Mal verloren.“
Falk nickt, die anderen grinsen.
„Wochen?“, sagt Lisa, die sich nicht zurückhalten kann. „Das geht seit Jahren so!“
„Eben“, sagt Falk und hängt sich seinen Schal um.
Zu Hause küsst er Jost leicht auf die Schläfe, damit der nicht aufwacht. „Pech im Spiel, Glück in der Liebe“, flüstert er und schiebt die Karten in die Nachttischschublade.
Weitere Kürzestgeschichten von mir findet ihr in diesen Beiträgen:
In einem Gastbeitrag erzählt Dorothée Leidig, was es mit dem Genre Flash Fiction überhaupt auf sich hat. Andere Bezeichnungen sind oft Microfiction oder Nanofiction, je nach genauer Definition und Länge. Ein spannendes Subgenre der Kürzestgeschichten sind auch Drabbles, 100-Wörter-Texte.
Schreibt ihr gerne kürzere oder längere Texte? Erzählt gerne in den Kommentaren davon.
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