Anne Bernays und Pamela Painter stellen in ihren „Schreibübungen für Schriftsteller“ solche „Was wäre, wenn?“-Fragen
Das amerikanische Buch von 1990 eignet sich deshalb zum Selberschreiben, aber auch für Schreibgruppenleiter. Die beiden Autoren unterteilen ihre Anregungen in zwölf Kapitel von den Anfängen und ersten Sätzen über Charakterisierung und Techniken bis hin zur Inspiration „bei den Großen“.
Einleitung – Übung – Ziel/Beispieltexte
Jeder Unterpunkt beginnt mit einer Einleitung/Erklärung, dann folgt eine Übung und zum Schluss wird das Ziel dieser Übung und manchmal werden auch Studentenbeispiele dazu genannt. So wird zum Beispiel im Dreierschritt eine Geschichte auf drei Sätze zusammengefasst: die drei Schritte Anfang, Mitte und Ende und dies mit einem dreibeinigen Schemel verglichen, auf dem jeder Text sicher stehen kann. Zum Thema Perspektivwechsel wird angeregt, ein (selbsterlebtes) Ereignis mal in der Ich-Form, mal in Er/Sie-Form, mal von einer jungen Figur, mal in einer ganz anderen Umgebung usw. zu erzählen.
Es gibt viele Ideen dazu, wie man Geschichten finden und ins Schreiben starten kann. Die eigene Erzählstimme zu finden, wird durch viele Übungen gefestigt, in denen man aus demselben Ausgangsmaterial unterschiedliche Texte schreiben soll. Da auch ausführliche Hinweise aufs Überarbeiten von bereits geschriebenen Geschichten gegeben werden – kürzen, ergänzen, schleifen und polieren – richtet sich das Buch ausdrücklich ebenfalls an erfahrene Schreiber.
Fazit
Die Fülle der Anregungen macht dieses Buch aus. Es liest sich anschaulich und besticht durch vielfältige Beispiele aus bekannten Romanen. Bernays und Painter erläutern ihre Quellen und Ziele der Übungen sinnvoll, aber nicht ausufernd. Das hat mir gut gefallen. Für die Umsetzung durch Schreibgruppenleiter fehlen manchmal konkrete Angaben zu Erfahrungen mit solchen Übungen und Hinweise auf gute Rahmenbedingungen (Teilnehmeralter, Gruppengröße, Zeitbedarf usw.) – allerdings richtet sich das Buch auch nicht speziell an Gruppenleiter. Wer sich schon ausführlich mit Ratgeberliteratur und Schreibanregungen befasst hat, wird in „Was wäre, wenn?“ vielleicht zu wenige neue Anregungen entdecken, aber für Einsteiger sind hier viele Klassiker-Übungen versammelt.
- Anne Bernays und Pamela Painter: Was wäre, wenn? Schreibübungen für Schriftsteller.
- Aus dem Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt
- Berlin 2003
- Alexander Verlag
- ISBN 3-89581-082-7
Im Blog habe ich bereits andere Schreibratgeber rezensiert:
- Die Musenkussmischmaschine: Rezension zur Schreibspiel-Sammlung
- Rezension zu einem Praxisbuch für Kreatives Schreiben: 66 Schreibnächte
Welche Schreibratgeber könnt ihr empfehlen?