Mein Schreibwarum

Mit der Frage “Warum schreibst du (Romane)?” hat meine liebe Kollegin Meike Blatzheim zur Blogparade eingeladen. Grund genug für mich, dazu auch mal was zu bloggen.

Mit Netzwerken zum Zug kommen: Literatur-Postkarte mit Volker Konrad und totem NashornZunächst einmal: Einen Roman habe ich bisher nicht geschrieben. Mein Genre sind Kurz- und Kürzestgeschichten wie im von meinem Kollegen Volker Konrad illustrierten Beispiel. Also Drabbles, Flash Fiction, Micro Fiction oder Nano Fiction. Da habe ich schneller Erfolgserlebnisse, kann mich an Wettbewerben und Anthologieprojekten beteiligen, verschiedene Literaturzeitschriften kennenlernen.

So sind auch tatsächlich schon eine Reihe meiner Geschichten in die Öffentlichkeit gelangt. Für Romane liegen noch Ideen und Anfänge in der berühmten Schublade …

Aber Schreiben ist für mich Schreiben. Die Gründe für alle Schreibbegeisterten sind vermutlich ähnlich – egal, was später daraus entsteht.

Weil ich Geschichten mag.

Ich lese wahnsinnig gerne und viel. Ich liebe Hörbücher. Auch Filme inspirieren mich zum Weiterspinnen, und das ist es, was für mich Konsum und Produktion von Geschichten verbindet: Alles, was ich aufnehme, lässt mich über solche Fragen nachdenken:

  • Was ist vorher passiert, dass es zu dieser Situation gekommen ist?
  • Was geschieht nach dem Ende?
  • Was wäre, wenn … irgendeine Figur an irgendeiner Stelle eine andere Entscheidung getroffen hätte?

Und schon bin ich dabei, meine eigenen Geschichten im Kopf zu entwerfen.

Weil es herausfordernd ist.

Ich bin keine große Sportlerin. Und ehrgeizig auch nicht sonderlich. Aber ich mag etwas Neues lernen und ausprobieren und etwas schaffen, von dem ich zuvor nicht wusste, ob es klappen wird.

Schreiben ist definitiv eine Herausforderung. Die handwerklichen Regeln beachten und den Text dennoch nicht hölzern klingen lassen. Die Figuren lebensecht und doch geschichtentauglich anzulegen. Die Handlungsstränge miteinander verweben, ohne einen verstrubbelten Knüpp zu bekommen.

Weil der Schreibflow magisch ist.

Ja, es gibt öde Momente vor dem weißen Blatt. Ja, es gibt die aufschiebenden Momente, indem sich hinsetzen und schreiben tatsächlich Arbeit ist. Aber dieses gute Gefühl, geschrieben zu haben, lässt sich mit nichts vergleichen. Und immer winkt die Möglichkeit, beim Schreiben in den Flow zu kommen, dieses magische Gefühl zu erleben, dass die Figuren von selbst handeln und sprechen, die Geschichte ein Eigenleben entwickelt und der Text nur so vom Kopf in die Finger fließt. Ich stelle mir das ein bisschen wie ein Runners High vor – und allein die Chance darauf lässt es mich immer und immer wieder anpacken.

Weil ich Papier mag und alles, was damit zu tun hat.

selbst gestaltetes Notizbuch, naturfarben mit handgeschriebenem Titel Sammelsurium und TextschnipselnNatürlich habe auch ich unzählige Notizbücher. Gekaufte, geschenkte und selbst gestaltete. Für Anfänge von längeren Projekten, als Schreibtagebuch, als Zitatensammelstelle, für bestimmte Genres und und und.

Die Tatsache, dass ich schreibe, macht Notizbücher, Stifte, Blöcke, Kalender und alles mögliche Papierzeug eben zu Arbeitswerkzeug, das ich vor mir selbst ruhigen Gewissens als notwendig deklarieren kann.

 

 

Weil ich gerne über Texte spreche.

Ich mag den Austausch mit anderen Schreibenden. In Schreibwerkstätten, bei Autor*innen-Treffs oder online. Frische Texte zu teilen und wertschätzende Rückmeldungen dazu zu bekommen, stärkt das Selbstvertrauen und schärft den Blick auf die eigenen Schreibstärken. Zu gut abgehangenen Geschichten auch mal kritische Hinweise zu bekommen, bringt mich in meiner Entwicklung weiter. Und darüber nachzudenken, wie andere etwas textlich gelöst haben, setzt Erkenntnisprozesse in Gang. Ich bekomme frische Inspirationen für eigene Geschichten und lerne handwerklich dazu.

Weil ich immer wieder Neues lerne.

Autor*innen und Lektor*innen sind vermutlich der GAU, falls mal jemand ihre Internetaktivitäten auswerten muss. Auch ich habe schon historische, futuristische, technische, erotische und kriminelle Dinge recherchiert. Auch wenn man nicht alles wirklich ausprobiert, kann ich in die Gedankenwelt verschiedenster Menschen hineinschlüpfen, über ausgefalle Berufe etwas lernen und durch Expert*innen oder Vor-Ort-Recherchen Spannendes entdecken.

Weil ich gerne neue Kreativtechniken ausprobiere.

Beispiele von Blackout Poems bei den Textperimenten im Kreativ-Haus Münster 2020Denn da gibt es rund ums Schreiben ja eine ganze Menge.

Mein persönlicher Favorit ist Blackout Poetry. Aus alten Texten neue kreieren. Blackout Poems habe ich auch schon im Blog vorgestellt.

  • Collagen,
  • aus Formgedichten wie Elfchen, Akrostichon oder ABCDarium längere Texte spinnen,
  • visuelle oder konkrete Poesie,
  • auf Fotos schreiben,
  • Texte kalligrafisch gestalten –

hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Weil Erfolgserlebnisse Wind unter die Schreibflügel pusten.

Da bin ich wieder bei meinem Thema Kurzgeschichten. Weil ich schon mal etwas fertig geschrieben habe, hatte ich die Möglichkeit, etwas zu veröffentlichen. Die eigenen Worte gedruckt zu sehen, ist schon ein großartiges Gefühl.

Ihr seht, ich schreibe nicht, weil ich Botschaften in die Welt hinausposaunen möchte. Denn was die Lesenden aus meinen Texten ziehen, kann ich ohnehin nicht steuern. Aber durchs Schreiben, durchs Ringen um Inhalte, Strukturen und Formulierungen kann ich mich selbst mit Themen auseinandersetzen, meine Einstellungen schreibend erkunden.

In Meikes neustem Blogbeitrag könnt ihr tolle Gründe entdecken, Romane zu schreiben. Und überhaupt mal stöbern; sie kennt sich in der Branche wirklich aus. Auch die anderen Artikel der Blogparade zu lesen, macht Spaß. Schaut euch doch mal bei Social Media nach #schreibwarum um.

Und was ist euer Schreibantrieb? Ich freue mich, wenn ihr in den Kommentaren davon erzählt!

 

One thought on “Mein Schreibwarum

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