Anthologie der Frankfurter Schreibgruppe Schreibzeit

Als Schreibgruppe eine gemeinsame Anthologie herausgeben? Sicherlich eine spannende und intensive Reise. Netterweise hat die Frankfurter Schreibzeit-Gruppe von Anne Chavez, HaRu Neidhardt, Thomas Ormond und Katharina Wolff ein paar Fragen zu ihrem Schreiben und ihren Veröffentlichungen beantwortet.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Auswahl eurer Texte als Anthologie herauszugeben?

In der Schreibgruppe schreiben wir Texte zu spontan gefundenen Stichworten. Die Geschichten, die dabei entstehen, haben – wie wir finden – manchmal durchaus Potenzial, aber die Ausarbeitung, Überarbeitung geht im Alltag unter. Sie werden einfach nicht fertig. Ein Buch zu machen, führt dazu, dass wir uns intensiver mit den Geschichten beschäftigen und sie ordentlich überarbeiten.

Wie habt ihr die Auswahl und Zusammenstellung der Geschichten organisiert?

Das war ein langer und intensiver Diskussionsprozess.

Postkartenkrimis schreiben

Postkartenkrimis sind Kürzestgeschichten, die auf eine Postkarte passen. Dabei funktionieren Kürzestkrimis anders als Kriminalromane. Es ist kein Raum für mehrere falsche Fährten, für ein großes Figurenensemble, für Alibis und Tathergänge, die einer Ermittlung lange standhalten. Bei Postkartenkrimis kommt es eher auf einen Überraschungseffekt am Ende an. Klischees und Humor / Doppeldeutigkeiten funktionieren gut, weil sie schnell Bilder hervorrufen.

Merkmale von Kurzgeschichten, speziell Kurzkrimis

  • offener Anfang: in medias res, keine Vorgeschichte / Erläuterungen
  • wenige Figuren: wenig Beschreibungen, manchmal keine Namen, prägnante Merkmale, ein zentraler Charakterzug, ruhig holzschnittartig
  • Momentaufnahme: entscheidende (Problem-)Situation der Hauptfigur
  • (räumlich) begrenzt: kein Wechsel von Ort und Zeit; oft nicht näher bestimmt – z. B. Gartenhaus, aber kein Stadt-Name o. Abenddämmerung, aber nicht Datum
  • oft lineare Erzählweise (kein Platz für Rückblicke und Zeitsprünge)
  • personale Erzählperspektive (sie/er oder ich)
  • einfacher Satzbau ohne komplexe Nebensatzstrukturen
  • Alltagssprache (gerne mit Dialog) und Doppeldeutigkeiten / Wortspiele
  • offener Schluss: Pointe, oft überraschend, meist nicht auserzählt

Phantastik-Autorin Julie Constantin über ihr Mysteriöses Sammelsurium

Julie Constantin habe ich vor einigen Jahren in einer Kurzgeschichten-Werkstatt am Nordkolleg Rendsburg kennengelernt. Übrigens ein toller Ort mit wunderschönem Garten zum Schreiben und Lernen.

Bei ihrem Band „Das mysteriöse Sammelsurium. 13 phantastische Kurzgeschichten“ durfte ich sie dann als Lektorin begleiten. Netterweise hat sie ein paar Fragen zum Schreiben und Veröffentlichen beantwortet.

Der Titel deiner Sammlung hat mich sofort fasziniert. Besondere Worte wie „Sammelsurium“ mag ich sehr gerne. Um was für eine Art von Phantastik geht es?

Es ist sehr gemischt, weshalb ich es auch „Sammelsurium“ genannt habe. Zwei Steampunk-Geschichten sind dabei, andere gehen mehr ins typische Fantasy-Genre, z. B. dreht sich eine um eine Keks-Hexe, die nur Kekse hexen kann und in einer anderen unterhält sich jemand mit dem Tod. Ansonsten treiben sich unter anderem Drachen, Geister und Figuren wie Rotkäppchen oder die Baba Yaga in den Geschichten herum. Die Storys sind immer phantastisch, aber eben nicht alle aus einem Genre – ein phantastischer Kessel Buntes sozusagen.

Du hast mehrere Geschichten in einem Band versammelt. Wie bist du an die Auswahl und Strukturierung herangegangen?

Fantasy-Autorin Janne Birk über ihr Debüt

Janne Birk habe ich beim Lektorat ihres Fantasy-Debüts „Der Ruf des Eises“ kennengelernt. Netterweise hat sie ein paar Fragen zu ihrem Schreiben und ihren Veröffentlichungen beantwortet.

Der berühmte Elevator-Pitch: Worum geht es in der Geschichte?

Es geht darum, wie aus Entfremdung Konflikte entstehen, in denen das eigentliche Übel aus dem Blick gerät – und um die Kraft von Freundschaft.

Die klassische Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen?

Mich haben zwei Dinge dazu inspiriert.

Zum einen war es das Schwinden der Gletscher in den Schweizer Alpen. Ich bin mit dem Anblick dieser Naturgewalt aufgewachsen. Als Kind dachte ich, sie halten für die Ewigkeit. Irgendwann kam das böse Erwachen. Wie bei vielen Naturphänomenen, die man jahrelang beobachtet. Daraus entstand die Frage: Was wäre, wenn man das Eis zurückrufen könnte?

Zum zweiten habe ich als Historikerin gelernt, wie wichtig verlässliche Quellen sind. Unsere ganze Geschichte basiert darauf. Was also wäre, wenn alle Quellen vernichtet würden?

Rezension Schreibratgeber Julia Genz “Schreib Geschichten mit Freunden”

Dein Mitmach-Roman

Was als Erstes an diesem Schreibratgeber auffällt: Er ist vollkommen anders strukturiert als üblicherweise. Die Lesenden werden direkt angesprochen per Du und begeben sich als Schreibende mit Figuren auf eine Reise, während derer die Gruppe unterschiedlichste Schreibimpulse ausprobiert. Deshalb auch der Untertitel “Dein Mitmach-Roman”. Die Schreibgruppenmitglieder unterhalten sich über ihre Erfahrungen mit den verschiedenen Schreibanregungen und liefern Hintergrundinformationen zum Schreibhandwerk und zum Kreativen Schreiben. Das ist hilfreich, um sich nicht alleine mit den eigenen Wahrnehmungen beim Schreiben zu fühlen, und um Fachvokabular wie Erzählzeit, Erzähltempo, Metaphern usw. kennenzulernen.

Alle Anregungen und Hinweise sind sehr offen und motivierend formuliert. Wie es in der Einleitung schon heißt,

Rezension von Kristin Valla: Ein Raum zum Schreiben

Jede Schriftstellerin braucht ihren Raum

Das berühmte Zitat von Virginia Woolf, dass eine Schriftstellerin einen eigenen Raum zum Schreiben brauche, ist die Hintergrundmusik dieser Erzählung der norwegischen Autorin Kristin Valla.

Rund zehn Jahre nach ihrem letzten Roman, nach einer Phase mit kleinen Kindern und angestelltem Schreiben als Journalistin geht Valla der Frage nach, ob sie noch Schriftstellerin ist. Was braucht es dafür, sich selbst so zu bezeichnen? Ist es dafür wichtig, von anderen so gesehen zu werden? Zunächst beantwortet sie diese Frage für sich damit, dass ihr ein eigener Raum zum Schreiben fehle – frei nach Virginia Woolf. Valla kauft sich ein kleines, baufälliges Haus in Südfrankreich. In ihrem Text nimmt sie uns Lesende mit auf den Weg. Den Weg, ein Haus zu finden, zu renovieren und zu ihrem eigenen zu machen. Diese Erneuerung steht dabei sinnbildlich auch für ihren Weg, zum literarischen Schreiben, zu ihrem Selbstbewusstsein als Autorin zurückzufinden.

Rückblick: Literarische Veröffentlichungen 2024

Auch 2024 sind einige Texte von mir in Anthologien erschienen. Hier ein Überblick:

Beim Putlitzer Preis habe ich es mit meiner Geschichte “Aye aye Käptn” auf die Shortlist geschafft. In diesem Jahr war “Woran hat’s gelegen?” das Thema. Jährlich wird ungefähr Mitte August eine neue Ausschreibung veröffentlicht.

Der Nordhessische Autorenpreis e. V. hat ein spannendes Kettenschreibprojekt durchgeführt. Jede Woche hat eine neue Autorin oder ein neuer Autor einen Text aus der Vorwoche bekommen. Aufgabe war, sich einen Satz aus der Geschichte auszusuchen und diese auf irgendeine Weise in einen eigenen Text einzuflechten. So sind acht verschiedene Kettenreaktionen mit jeweils 22 Geschichten entstanden. Unter 1/19 bin ich dabei.

Rückblick – Lektorate 2024

Dieses Jahr gab es wieder eine Reihe spannender Projekte, von denen ich hier einige zeigen kann:

Cover des Buches von Adam Silvera. Infinity Reaper.“Infinity Reaper” von Adam Silvera. Der zweite Band der Infinity-Reihe im Arctis Verlag. Übersetzt von Hanna Fliedner und Christopher Bischof. Die Reihe spielt im New York der Gegenwart, allerdings gibt es Menschen, die mit magischen Kräften geboren werden, und Menschen, die sich diese gewaltsam aus dem Blut magischer Kreaturen aneignen. Die Brüder Brighton und Emil müssen um ihr Leben kämpfen, dafür tief in die Vergangenheit eintauchen, und gleichzeitig den Frieden in der Stadt sowie unter den Spellwalkern retten.

Klappentext

In dieser fesselnden Fortsetzung nimmt Adam Silvera seine Fans erneut mit in ein New York, in dem einige Menschen mit magischen Kräften geboren werden, andere diese jedoch gewaltsam aus dem Blut magischer Kreaturen stehlen. Als Brighton nach dem Kampf mit den Bloodcastern die verhängnisvolle Entscheidung trifft, das Unsterblichkeit versprechende Reaper-Blut zu trinken, ändert sich alles: Plötzlich steht Brightons Leben auf dem Spiel. Auf Emils Jagd nach einem Gegenmittel, das nicht nur seinen Bruder rettet, sondern ihn auch von seinen eigenen ungewollten Phönixkräften befreit, muss er tief in die Vergangenheit eintauchen, der er entkommen will. Und obwohl er die Hilfe der Spellwalkers jetzt mehr denn je braucht, zerbrechen ihre Reihen an Maribelles Rachedurst. Der Kampf um den Frieden spielt sich wie ein kompliziertes Schachspiel ab, und Emil beginnt zu begreifen, dass er möglicherweise die ganze Zeit gegen den falschen Feind angetreten ist.

Selfpublisherin Lara Eliasch über Mileans Erben

Lara Eliasch hat mit der Romanreihe „Mileans Erben“ eine großartige Fantasy-Welt geschaffen. Im Interview beantwortet sie netterweise ein paar Fragen zum Schreiben und Veröffentlichen.

Bei mehreren Bänden ist es schwierig, aber worum geht es im Kern deiner Geschichte?

Im Großen und Ganzen geht es in „Mileans Erben“ um die Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung – und das auf den unterschiedlichsten Ebenen: die Suche nach Autonomie einer Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenwerden; die Frage, inwieweit man bereit ist, seine eigene Freiheit einzuschränken, wenn es um das Wohl anderer geht; oder auch das Streben nach Unabhängigkeit eines ganzen Landes von seinen Unterdrückern.

Konkret stehen hier die anfangs 16-jährige Yola und ihre beiden besten Freunde Arodon und Zeph im Mittelpunkt, die auf diese Fragen ganz unterschiedliche Antworten haben und sich dabei vielleicht auch mal auf gegensätzlichen Lagern wiederfinden 😊.

Die klassische Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen?

Spielbuch: Herausforderung beim Schreiben und Lektorieren

Dieses Jahr durfte ich ein ganz besonderes Projekt als Lektorin begleiten: ein Spielbuch. Darunter versteht man Geschichten, bei denen die Lesenden selbst die Entscheidung treffen, wie es weitergeht. Soll die Figur dies tun oder jenes? Etwas sagen oder schweigen? Nach links gehen oder zurücklaufen? Je nach Entscheidung endet die Geschichte schnell – meistens unglücklich für die Hauptfigur – oder dauert länger; bis zum glücklichen ende.

Jamie Jungblut hat mit “Das Spiel der Schicksalsfäden” ein solches Spielbuch geschrieben. Dazu hat sie mir netterweise einige Fragen beantwortet.

Der berühmte Elevator-Pitch: Worum geht es in der Geschichte?

Das Fantasy-Buch handelt von der elitären Familie Goldenthal, die ihren Reichtum und Einfluss mithilfe von übernatürlichen Ritualen erlangt hat. Eines Tages scheitert eine der Zeremonien und nun trachtet eine mächtige, uralte Kreatur den Goldenthals nach dem Leben. Lorenz, der junge Erbe der Familie, und seine Kindheitsfreundin Thea müssen sich beeilen und die düsteren Geheimnisse der Familie aufdecken, wenn sie sich nicht im tödlichen Netz der Schicksalsfäden verlieren wollen.

Die klassische Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen?