Debüt-Autorin Martina Krause über ihren Unterhaltungsroman

Martina Krause hat ihr unterhaltsames Romandebüt „Urlaub in LochWellness“ herausgebracht. Im Interview beantwortet sie netterweise ein paar Fragen zum Schreiben und Veröffentlichen.

Wie lange schreibst du schon? Welche Entwicklung hat dein Schreiben genommen?

Ich kann da nur mit dem abgedroschenen Satz „Ich schreibe Geschichten, seit ich schreiben kann“ antworten. In der Grundschule mussten wir oft zu sechs vorgegebenen Wörtern jeweils einen Satz bilden. Das war mir zu langweilig. Ich habe nicht nur einzelne Sätze sondern eine in sich abgeschlossene Geschichte daraus erdacht, und meine Lehrerin ermunterte mich, Geschichten zu schreiben. Ich habe z. B. später, als meine Kinder klein waren, deren Streiche oder Missgeschicke in Kurzgeschichten notiert, die ich natürlich nie veröffentlicht habe. Das bleibt in der Familie!

Viel später hat mich ein Schreibworkshop inspiriert, einen Roman in Angriff zu nehmen. Allerdings hat die Lektorin, die den Schreibkurs leitete, mein Buch in der Luft zerrissen, was für mich als Schreibanfängerin so frustrierend war, dass ich das Manuskript in die Schublade verbannt habe. Erst durch die „friendly feedback“-Workshops bei deiner Kollegin Eva Lerche habe ich gesehen, dass es auch anders geht: wohlwollende, unterstützende und konstruktive Kritik zu frischen Texten. Ich habe das Manuskript wieder herausgeholt, überarbeitet und weiter geschrieben und hatte den Mut, in den Workshops bei dir, Eva und Katja einzelne Kapitel vor einer Gruppe vorzulesen. Das Feedback hat mich umgehauen: Es war durchweg positiv und ich wurde ermuntert, es als Buch herauszugeben!

Dein Pitch lautet: „Ein lustiger Roman – ideal für den Strand, das Sofa oder unter dem Weihnachtsbaum.“ Worum geht es im Kern deiner Geschichte und wie definierst du das Genre?

Als Genre würde ich „lustiger Roman“ definieren: Es geht um zwei Freundinnen, die vor ihren Alltagsproblemen in ein Wellnesshotel flüchten. Doch der ersehnte Urlaub wird zum Fiasko: Das Hotel ist eine Absteige, Eva verliert den Kampf mit der Klobrille und im Pool fast ihr Leben. Es gibt auch eine Romanze, doch der „Gutaussehende“ ist tagsüber elegant und charmant zu Gitti, abends jedoch trägt er einen Diskoanzug der Siebzigerjahre und lässt sie abblitzen. Als dann auch noch Evas Schwiegermutter mit Sack und Pack, Ehemann und Kindern im Hotel aufkreuzt und das Kommando übernimmt, ist das Chaos perfekt. Manni ist der „running gag“ in meinem Buch, die gute Fee des Hotels mit Brustbehaarung, der als DJ nicht mitsingen müsste, es aber trotzdem tut, Heizungen repariert, Koffer trägt und auch den Aufguss in der Sauna macht – die entspannter ist als sie sein sollte.

Also ein kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem auch laut gelacht werden darf, oder, wie es eine Testleserin formulierte: „Die Handlung ist sehr amüsant. Die Figuren gut ausgearbeitet, man schließt sie sofort ins Herz. Das Buch macht Lust auf mehr – wie geht es weiter?“

Die klassische Frage: Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich hatte gar nicht die Absicht, einen Roman zu schreiben. Ich war mit einer Freundin in einem Wellnessurlaub, in dem vieles schief lief, was wir gar nicht witzig fanden. Aber die Menschen, denen ich es hinterher erzählt habe, haben darüber herzlich gelacht und mich aufgefordert, es aufzuschreiben. Diese Kurzgeschichten kamen dann ebenfalls gut an und daraus ist dann das Buch entstanden.

Man kann also sagen, dass die Idee autobiografisch ist, aber alles andere, das Hotel, die Figuren, die Schwiegermutter, die mit Evas Familie anreist, und auch Manni, die gute Fee des Hotels mit Brustbehaarung, sind frei erfunden.

Wie bist du die Planung angegangen? Hast du vorab Figurenporträts entworfen, die Handlung geplottet?

Ich habe am Anfang tatsächlich erst einmal nur die einzelnen Geschichten geschrieben und wollte diese zu einem Roman zusammensetzen. Das Material war allerdings etwas dürftig, somit habe ich dann doch noch geplottet. Das war viel Arbeit, aber dadurch hatte ich einen Handlungsstrang, an dem ich mich langhangeln konnte. Die Figurenporträts, die Charakteristika und Eigenschaften der Figuren hatte ich im Kopf. Doch trotz fertigem Plot haben meine Protagonistinnen manchmal ein Eigenleben entwickelt und anders gehandelt als ich es vorgesehen hatte. Dann musste ich wohl oder übel den Plot anpassen. 😉

Ich habe die Schreibphasen geliebt, das Planen ist nicht so meins. Aber ich habe gemerkt, wie hilfreich das Plotten sein kann. Deshalb ist der Plot für mein neues Buch, ein Fantasy-Roman, bereits fertig. Diesmal habe ich ausführliche Figurenportraits und arbeite zusätzlich mit Bildern der Figuren, da sie sich verwandeln werden können. Aber mehr verrate ich noch nicht.

Porträtfoto Autorin Martina KrauseInwiefern sind Schreibgruppen/ist der Austausch mit anderen AutorInnen wichtig für dich?

Das ist mir sehr wichtig. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich ohne die Workshops bei euch nie weitergeschrieben hätte. Darüber bin ich sehr dankbar!

Geht es uns Autor:innen (egal ob Kurzgeschichte, Slam oder Roman) nicht immer auch darum, Feedback zu bekommen? Das Baby will in die Welt und nicht sofort in der Luft zerrissen werden. Konstruktive Kritik aus einer Schreibgruppe kann mich weiterbringen: Was ist im Text logisch/unlogisch? Handelt die Figur so, wie man es vom Charakter erwarten würde? Wo ist in der Handlung ein „Sprung“, den ich selbst nicht erkenne, weil es für mich als Autorin klar ist, dem Leser aber (noch) Informationen fehlen, etc.

Als ich 2020 bei euch den Schreibmarathon im November mitgemacht habe (den ich übrigens sehr gut fand), ist daraus eine Schreibgruppe entstanden. Wir sind vier sehr unterschiedliche Menschen und schreiben jede:r in einem anderen Genre, aber wir treffen uns immer noch alle 4-5 Wochen online zum gemeinsamen Schreiben. Der Austausch und das Feedback – auch Kritik – erfolgt immer wertschätzend. Das motiviert sehr! In der Danksagung in meinem Buch habe ich geschrieben: Ein riesengroßer Dank geht an meine Schreibgruppe „Die Griffelos”. Bettina, Frank und Hannah: Danke für eure Unterstützung, eure inhaltlichen Fragen und die konstruktive Kritik. Ihr seid toll!

Hier in Gütersloh haben wir einen Autor:innen-Stammtisch gegründet, das ist noch ganz frisch. Ich freue mich auf den Austausch und die gemeinsamen Synergien.

Wo hast du dich vorab übers Selfpublishing informiert? Hast du Tipps für Internetseiten, Podcasts o. ä.?

Ich habe etliche Workshops besucht, bei euch und anderen. Euren Workshop über das Veröffentlichen eines Buches fand ich sehr gut. Danach habe ich statt Verlagen insgesamt 34 Agenturen angeschrieben, aber leider nur von einer einzigen eine Antwort – leider keine Zusage – bekommen. Das hat mich 1,5 Jahre gekostet, da man immer nur eine Agentur anschreiben und dann 4 Wochen warten muss, ob sie sich melden. Ich hätte schon viel eher im Selfpublishing veröffentlichen sollen, um mir diesen Frust zu ersparen.

Ich empfehle, viel über Selfpublishing zu recherchieren. Ich habe den Autorennewsletter „The Tempest“ abonniert, kann die „Selfpublisher-Bibel“ empfehlen sowie folgende Podcasts:

Wichtig für mich ist allerdings der persönliche Austausch, vor allem mit anderen Schreibenden/Autor:innen, die vielleicht schon veröffentlicht haben.

Als Selfpublisherin bist du für alles alleine verantwortlich. Wie hast du diejenigen gefunden, mit denen zu zusammengearbeitet hast? Im Lektorat, fürs Cover, für den Satz, …?

Ich habe mich da selbst hineingestürzt und ich glaube, alle Videos bei Google gesehen, die es zu diesem Thema gibt. Bezüglich Lektorat war ich gebrandmarkt durch den Schreibkurs bei der Lektorin, deshalb brauchte ich jemanden, zu dem ich Vertrauen hatte. Ich hatte zwei Lektorinnen: Dich, Maike, als erste, erstmal nur für die ersten drei und letzten zwei Kapitel. Das hat mich motiviert und an dieser Stelle möchte ich dir noch einmal für deine klare und konstruktive Kritik danken!

Das Korrektorat und den Buchblock habe ich mir selbst zugetraut, da ich vor meiner Selbständigkeit 27 Jahre als Chefsekretärin und Personal Assistant in einer großen Firma in Gütersloh war. Das Cover wollte ich eigentlich an BoD geben, die zwar hilfsbereit waren, deren Vorschläge mir aber nicht gefielen. Das Coverbild und das Erstellen des Buchumschlags hat mein Mann in wochenlanger Arbeit ausgetüftelt. Ich finde, es trifft genau den Charakter des Buches, ich bin begeistert!

Was hättest du vor dem Selfpublishing gerne gewusst? Also, was möchtest du angehenden Selfpublisher*innen mitgeben?

Ich möchte ermutigen, aus dem „stillen Kämmerlein“ herauszukommen. Besucht Workshops, vernetzt euch, redet mit anderen Schreiber:innen/Autor:innen! Viele Menschen meinen, sie seien nicht „gut genug“, aber nichts ist so schade wie ein guter Text, der in einer Schublade (oder auf dem Laptop) versauert. Er muss ja noch nicht perfekt sein. Also trau dich! (Ich denke da gerade an jemanden, die ich versuche zu motivieren.😉)

Ich habe viel Zeit und Energie in mein Buch gesteckt und freue mich, dass es jetzt vielen Menschen vergnügliche Stunden bereitet. Ich habe so viel positives Feedback erhalten, das macht mich sehr glücklich. Es war die richtige Entscheidung, es selbst zu verlegen.

      

Herzlichen Dank, liebe Martina, für deine Antworten und die Tipps!

(c) Foto und Cover: Martina Krause

Einige weitere Interviews mit Selfpublisher*innen hier im Blog:

Der oben erwähnte Andreas Schuster hat übrigens einen Gastbeitrag auf diesem Blog veröffentlicht zum Thema “Kinder und Jugendliche fürs Schreiben begeistern”. Und ich durfte schon mal in seinem Blog zu Gast sein mit dem Thema “Veröffentlichen in Literaturzeitschriften”. Die Literatur-Bubble ist doch eine kleine Welt!

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