Sigrid Varduhn über ihre Weihnachtswunder-Geschichtensammlung

Sigrid Varduhn habe ich zuerst als Leiterin von Schreibwerkstätten kennengelernt. Ihre Kurse rund um Kürzestgeschichten, Märchen, Natur und vieles mehr kann ich wärmstens empfehlen!

Bei ihrer Sammlung von Kurzgeschichten „Der Engel ist weg. Kleine Weihnachtswunder“ durfte ich sie dann als Lektorin begleiten. Netterweise hat sie ein paar Fragen zum Schreiben und Veröffentlichen beantwortet.

Du hast mehrere Geschichten in einem Band versammelt. Wie bist du an die Auswahl und Strukturierung herangegangen?

Eine gute Frage. Was für mich in Bezug auf die Auswahl die wichtigste Erfahrung war: Es braucht wesentlich mehr Geschichten, um daraus eine Auswahl für ein Buch zu treffen. Denn auch wenn eine gewisse Unterschiedlichkeit bei den Geschichten ihren Reiz haben kann, muss es eben auch rote Fäden geben, im Inhalt, im Ton. Bei diesem Buch, das du lektoriert hast, war es neben dem inhaltlichen Schwerpunkt auf Adventsgeschichten auch die Leichtigkeit im Ton und dass es in jeder Geschichte so etwas wie eine kleine wundersame Begegnung geben sollte. Und selbst wenn ich vorher geglaubt habe, genügend Geschichten zu haben, sind davon doch etliche wieder „herausgeflogen“, bei denen das nicht so gepasst hat. Und ich habe noch neue geschrieben. Zur Struktur kann ich eigentlich nur sagen: Ich habe die Geschichten so lange hin- und hergeschoben, bis es für mich gepasst hat. Ich muss mir so etwas immer im Vorher-Nachher anschauen und auf mich wirken lassen und dann kann ich entscheiden, ob es passt.

Wo hast du dich übers Selfpublishing informiert? Hast du für andere Schreibende Tipps für Internetseiten, Podcasts o. ä.?

Bestimmt habe ich mir Informationsseiten über Selfpublishing und Tipps angeschaut, aber da ist mir nichts Spezielles im Gedächtnis geblieben. Ich habe einige Ausgaben der Zeitschrift „der selfpublisher“ gelesen, aber das eher aus allgemeinem Interesse. Was ich mir sehr gründlich angeschaut habe, sind die Online-Seiten von Selfpublishing-Anbietern wie BoD, epubli oder tredition. Ich habe mir auch eine Tabelle angelegt mit dem, was ich an Anforderungen habe und dem, was ich auf den Online-Seiten an Leistungen finde. Und ich habe Kolleginnen aus meinem Netzwerk in der Schreibberatung nach ihren Erfahrungen gefragt. Trotzdem habe ich vieles erst im Prozess gelernt. Dass man als selbstverlegende Autorin gute Nerven braucht, kann ich auf jeden Fall unterschreiben. Aber das gilt in meiner Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Verlagen auch.

Als Selfpublisherin bist du für alles alleine verantwortlich. Wie hast du diejenigen gefunden, mit denen zu zusammengearbeitet hast? Im Lektorat, fürs Cover, für den Satz, …?

Fürs Lektorat wusste ich schon von einer Lektorin, bei der ich anfragen wollte, nämlich bei dir. Wir kennen uns, wenn ich mich richtig erinnere, über Eva Lerche vom Schreibraum Münster. Und ich mag das sehr, wenn ich die Menschen schon kenne, mit denen ich in Projekten zusammenarbeite. Auch bei der Illustratorin Heike Isenmann aus Potsdam, die das Buchcover gestaltet hat, war es so, dass ich sie schon lange kannte und dann bei ihr angefragt habe. Den Buchsatz habe ich selbst gemacht. Das war ein bisschen kniffelig, weil ich erst davon ausgegangen bin, dass mir dafür ein Tool vom Selfpublishing-Anbieter zur Verfügung stehen würde. Aber nachher hat es auch so geklappt – allerdings mit dem nicht zu unterschätzenden Stress, bloß alles immer wieder auch auf möglicherweise neu entstandene Fehler oder Unterschiede im Layout durchzusehen.

Was hättest du vor dem Selfpublishing gerne gewusst? Also, was möchtest du angehenden Selfpublisher*innen mitgeben?

Nicht so sehr, dass ich das vorher nicht gewusst hätte. Aber wie gesagt: gute Nerven mitbringen. Manches auf den Online-Seiten der Selfpublishing-Anbieter ist dann doch eher Marketing-Text als Realität. Und auch Kundenservice nervt irgendwann, wenn er zwar superfreundlich ist, aber nur sagen kann: „Das geht leider gerade nicht.“ oder „Das Tool war nur im Test.“ Dass einem das Buch wirklich wichtig ist, hilft aus meiner Sicht, in diesen Momenten dranzubleiben. Und im Rückblick sehen diese Zwischenschritte oder Schwierigkeiten meist gar nicht so schlimm aus. Weil das Buch dann eben doch fertig geworden ist.

Erzählerin Sigrid Varduhn mit ihrer GeschichtensammlungDu hast ja auch Erfahrung als Erzählerin. Hast du den ultimativen Tipp für alle, die sich auf eine Präsentation ihrer Texte vorbereiten?

Das mit den Tipps finde ich gar nicht so einfach, weil Menschen eben doch sehr verschieden sind. Und ich glaube, dass wir bei Stimme, Sprechen & Co. oft eher auf die vermeintlichen Schwächen hingewiesen werden und uns dann viel zu sehr damit beschäftigen. Ich selbst bin jemand mit einer hohen Sprechgeschwindigkeit. Auch als Erzählerin spreche ich manchmal schnell, lege aber auch viele Spannungspausen ein. Gerade die Abwechslung in der Sprechgeschwindigkeit macht es dann aus. Das nutze ich auch bei Lesungen. Und mein Sprechen hat sich auch sehr weiterentwickelt dadurch, dass ich als Erwachsene wieder mit dem Singen angefangen habe.

Liebe Sigrid, ganz herzlichen Dank für deine Antworten und die Einblicke in dein Selfpublishing!

Hier findet ihr weitere Informationen:

© Fotos: Sigrid Varduhn

Einige weitere Interviews mit Selfpublisher*innen hier im Blog:

 

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