Frauen in der Bücherwelt

Rezension zu Edda Zieglers „Buchfrauen“

Im Blog des Lektorenverbandes werden von den Mitgliedern auch Bücher vorgestellt, die im weitesten Sinne etwas mit unserer Branche zu tun haben. Im letzten Dezember ist dort meine Rezension zu „Buchfrauen“ von Edda Ziegler erschienen.

Man merkt meinem Text an, dass ich mit dem Buch nicht so recht warm geworden bin. Es ist eine umfangreiche, sicherlich sehr wichtige und gut gemachte Materialsammlung, aber bei mir springt kein Funke über, wenn ich über das Leben der Frauen lese. Es ist alles zu sachlich, dabei könnte die weibliche Seite der Buchbranche doch gerade auch transportieren, dass Bücher eben keine Ware wie andere Produkte sind.

Buchbranche = Frauenbranche!?

Frauen prägen die Buchbranche. Das ist eine allseits bekannte Tatsache. Allerdings gilt sie nur für die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit. In der Geschichte der Buchbranche seit dem frühen Mittelalter waren Männer die Hauptpersonen. Welche Frauen auch damals schon eine Rolle spielten, sei es, indem Schwestern Abschriften von Manuskripten anfertigten oder als Erbinnen von Druckereien, zeigt Edda Ziegler in „Buchfrauen“ auf. Sie spannt den Bogen weiter über das 18. und 19. Jahrhundert, über NS- und Nachkriegszeit bis zur letzten Jahrhundertwende – bis zu einer Zeit, in der es noch immer häufig lediglich Frauen aus Familienunternehmen an die Spitze von Firmen und Verbänden schafften.

Eine Idee der Bücherfrauen

„Buchfrauen“ ist aus einer Idee der Bücherfrauen entstanden: Zum 20jährigen Jubiläum initiierten sie eine Studie zur beruflichen Situation von Frauen und Männern im deutschen Buchhandel und Verlagswesen. Edda Zieglers Buch stellt diese Studienergebnisse vor: Sprache und Stil des Buches sind dementsprechend anspruchsvoll. Es ist keine seichte unterhaltsame Lektüre, in der den Lesern das Leben der Buchfrauen nähergebracht wird, sondern eine informative, gut lesbare, zeitumspannende Materialsammlung.

Die Autorin präsentiert nach der Einleitung in acht Kapiteln jeweils eine Phase des deutschen Buchhandels. Beispielhafte Frauenporträts illustrieren diese Zeiträume. Als erste wird Schwester Dimudis aus dem 11. Jahrhundert genannt, der Bogen schließt sich mit Ulla Berkéwicz, Witwe des Verlegers Siegfried Unseld im Kapitel „Ausblick“. Dieser Ausblick gerät bei einer Branche, die so stark im Umbruch ist, recht lückenhaft und antiquiert anmutend. Denn Buchfrauen sind mehr als Verlagsfrauen: Ich vermisse heutige Literaturagentur-Chefinnen, Literatur-Bloggerinnen und -Kritikerinnen oder Selfpublisherinnen. Auch die Freien Lektorinnen werden nicht erwähnt …

Wissenschaftliche Quellen und viele Verzeichnisse

Dass „Buchfrauen“ von einer wissenschaftlichen Fachfrau geschrieben wurde, merkt man auch am umfangreichen Anhang: Ein ausführliches Namensregister (auch mit Bezügen auf die Abbildungen) sowie ein Abbildungs- und Literaturverzeichnis und Anmerkungen mit Quellen und Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln geben Interessierten strukturierte Hilfestellung beim Weiterlesen.

Verlagsinformation über die Autorin: Edda Ziegler ist Dozentin für Neuere Deutsche Literatur und Buchwissenschaft, Sachbuchautorin und Publizistin. Bis 2006 lehrte sie an der Universität München und leitete dort das Projekt „MANUSKRIPTUM. Münchener Kurse für Kreatives Schreiben“.

Edda Ziegler: Buchfrauen. Frauen in der Geschichte des deutschen Buchhandels. Wallstein Verlag 2014, ISBN: 978-3-8353-1523-5, 24,90 Euro

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert