
Heute wird es philosophisch, denn was ist schon real in fiktiven Geschichten?
R wie Redeeinleitungen
An den Redeeinleitungen („sagt er“) scheiden sich die Geister. Eigentlich sollten sie unnötig sein, wenn jede Figur ihre individuelle Sprechweise hat, die klar erkennen lässt, wer gerade etwas sagt, und jeder Sprecherwechsel durch einen Zeilenumbruch gekennzeichnet ist. Die klassischen Redeeinleitungen sagen, fragen und antworten reichen ansonsten vollkommen aus. Man kann keine Sätze lachen oder stöhnen, man kann nur beim Sprechen lachen oder stöhnen. Doch solche zusätzlichen Erläuterungen sind meistens anstrengend zu lesen, ebenso wie Adverbien, die erklären, wie jemand etwas sagt (enttäuscht, zickig, laut usw.). Rufen ist automatisch laut und wenn jemand zickig ist, sollte das durch seine Worte und Gesten klarwerden.
R wie Recherchieren
Recherchieren ist heutzutage schnell unübersichtlich. Vermeintlich sind für jeden alle Informationen immer und überall zugänglich. Für die eigenen Texte ist es deshalb einerseits unverzichtbar, Daten, Zahlen, Fakten usw. richtig wiederzugeben und andererseits gut, das Tüpfelchen auf dem I zu bieten, ein besonderes Detail, das nicht jeder kennt oder leicht herausfinden kann. Lexikoneinträge können alle im Internet nachlesen, solche erschlagenden Informationspflastersteine brauchen Leser nicht, aber Einzelheiten, die eine Zeit, eine Umgebung oder eine Figur näherbringen, sind schön.
R wie real
Real ist nicht real, aber fiktiv ist auch nicht fiktiv. Eine Geschichte besteht aus Wörtern. Selbst wenn eine wahre (Lebens-)Geschichte erzählt wird, wird ihre Darstellung immer fiktiv sein. Auf der anderen Seite greifen wir in jeder Fantasie-Schöpfung auf die Erfahrungen aus dem wirklichen Leben zurück – als Autor und als Leser. Diese Erkenntnisse befreien beim Schreiben vom eigenen Zwang, etwas „richtig“ auszudrücken oder zu beschreiben.